Die OSTRALE`010 wird am Freitag, 27. August um 19 Uhr eröffnet.
Eröffnungsprogramm
19 Uhr / Ostraleplatz
…Mary Noele Dupuis // Übergang // Musiker: Jan Heinke und Nikolaus Woernle
19.30 Uhr / Ostraleplatz
Eröffnungsreden
Manfred Wiemer, Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden
Andrea Hilger, Leitung OSTRALE
Dr. Martin Müller, Leitung OSTRALE
Ursula Achternkamp, Elisabeth Ahnert, Carlfriedrich Claus, Ari Fuchs, Michael Goller, Peter Grosz, Marc Gröszer, Michael Knauth, Cris Koch, Anne Leuner, Christian Manss, Alice Peragine, Peter Piek, Thomas Ranft, Armin Rohr, Nicolas Rossi, Robert Schwark, Klaus Sobolewski, Max Uhlig, Tom Zackl.
Vielen Dank an die Leihgeber und Künstler.
Lesung: Michael Blochwitz
Zur Eröffnung spielt:
Flanna Sheridan & Ocean Versus Daughter (cz,us,uk)
Nichts für Kunstbanausen: Bei Songwriter Peter Piek liegenMusik und Malerei ganz nah beieinander. Alles was zählt, ist die Schwerelosigkeit.
Mitten in einem Gewerbegebiet im Leipziger Norden befindet sich das Domizil von Peter Piek. Umgeben von KFZ-Dienstleistern und Tabledance-Bars hat sich der Künstler ein moderates Eigenheim mit Atelier eingerichtet, welches nicht nur nach Farbe riecht, sondern vor allem nach Pop. Musik und Malerei – jene beiden Kulturformen hängen für den 29-Jährigen untrennbar miteinander zusammen. Peter Piek hört Farben, malt Töne, bringt den Rhythmus auf die Leinwand, malt Songs von U2 und Neil Young.
Geboren wird Peter Piek 1981 als Peter Piechaczyk im damaligen Karl-Marx-Stadt. Während seiner Jugend entdeckt er neben dem Klavier und der Gitarre auch Pinsel und Mischpalette. Mit seinen Bildern ist er mehrfacher Sieger der Jugendkunstbiennale, stellt später in diversen deutschen sowie internationalen Galerien aus. Parallel klopft er am Musikmarkt an: Mit seiner Begleitband The Colours reist er durch ganz Europa und quer durch die USA. 2008 erscheint Pieks Debütalbum “Say Hello To Peter Piek”. Nun legt der Wahl-Leipziger seinen zweiten Longplayer “I Paint It On A Wall” vor. Ohne Zweifel: Auch auf der neuen Scheibe schütteln sich Malerei und Musik wieder die Hände. Diesmal sind mehr Farben und dickere Pinsel im Spiel.
Auf seinem neuen Album befinden sich 13 Songs, welche vielschichtiger und aufwendiger aufgenommen wurden als die des Erstlingswerkes. Die Stücke sind gespickt mit Piano- Streicher- und Saxophoneinlagen, welche im Zusammenspiel mit Peters markanter, hoher Stimme immer für unerwartete Momente sorgen. Den Hörer erwarten eingängige Stücke wie “I Sleep Beneath The Golden Tree” oder “Feel The Love” aber auch langsamere Lieder wie beispielsweise das charmante Liebeslied “Elli”.
Wir trafen den Künstler in seinem kleinen Reich und sprachen mit ihm über die Beziehung zwischen Pinsel und Gitarre, sein Verhältnis zum Leipziger Star Neo Rauch und die Schwerelosigkeit in der Kunst. Ein Bild hat er auch für uns gemalt.
motor.de: Peter, ist es schwieriger, einen Song zu schreiben oder ein Bild zu malen?Peter: Wenn man etwas kann, ist es eigentlich immer leicht. Manchmal ist es aber auch schwer – also sauschwer und leicht zugleich. Es gibt da keine Gesetzmäßigkeiten. Es kann Jahre dauern, einen Song oder ein Bild fertig zu malen. Es kann aber auch ganz schnell gehen und in einer Viertelstunde schon fertig sein. Die Mechanismen funktionieren in der Malerei und beim Songwriting gleich. Man möchte ausbrechen, ohne einzubrechen. Man versucht einen Schritt weiterzugehen, gleichzeitig seinem Ziel treu zu bleiben, und dieses aber auch stetig zu entwickeln.
motor.de: Was denkst Du, wo liegen die Zusammenhänge zwischen Malerei und Musik?
Peter: Die liegen überall. Schau Dir mal das Bild an (zeigt auf ein Bild an der Wand): Man hat eine untere Ebene, die ist weiß und gelb. Dieses Gelb zieht sich komplett und diagonal durch das Bild, erzeugt eine abgegrenzte Fläche. Gelb und Weiß – das ist wie eine Strukturebene. Das könnte man jetzt mit Strophe und Refrain vergleichen. In der Musik hat man ja auch eine Überlagerung von Instrumenten. In den Bildern hat man dann halt eine Überlagerung von Flächen und Ebenen. Das ist dann wie in der Musik: Man hört das Gesamte und das Einzelne verschwimmt darin. Das Bild stapelt sich genau so auf. Die fetteren Sounds sind die größeren Elemente auf den Bildern, zum Beispiel der Bass.
motor.de: Diese Erkenntnisse wendest Du ja regelmäßig an, indem du Bilder zu Liedern malst, Es gibt ganze Bilderserien zu Songs von U2 und Neil Young …
Peter: Ich habe zu Neil Young, U2 und auch zu Velvet Underground eine Bildserie gemalt. Das ist schon eine Weile her, als ich noch nicht in der Schwerelosigkeit angekommen war und mir dachte, dass ich durch diese tollen Songs viel über Malerei lernen könnte.
(Geht ins Lager und sucht nach Bildern)
Bei diesen Bildern da hinten habe ich versucht, mich speziell auf den Text meiner Lieder zu beziehen und einen gewissen Rhythmus daraus abzulesen. Das sind natürlich alles Teilaspekte der Songs und natürlich steht so ein Song für sich alleine. Das finde ich auch gut. Man kann den Song hören, das Bild ohne Musik sehen und doch ist beides eben immer da. Dazu lassen sich natürlich im Zwischenraum noch viele Dinge entdecken. Die Schwerelosigkeit im Bild ist eine Idee aus der Musik. Die Idee, die meine Malerei wie sonst nichts verändert hat.
motor.de: Hat sich in der Zeit seit Deinem ersten Album in puncto Malerei oder Songwriting etwas geändert? Wenn ja, kann man dies auf dem Album hören?
Peter Piek: Was Malerei angeht, hat sich bei mir sehr viel entwickelt. Eben die Idee des schwerelosen Musikbildes. Das hat das Bild total verändert. Das muss man sehen. Soundtechnisch gab es auch ein paar Veränderungen. Es ist rhythmischer geworden, weniger flächig. Die Fläche ist in der Musik eher zur Struktur geworden, ist also jetzt noch breiter aber nicht mehr für sich wahrnehmbar. Das ist eine Idee aus der Malerei, die sich jetzt in der Musik wiederfindet.
Peter Piek – Tree
Gedreht wurde das Video zu “Tree” von Falk Schuster, zu dessen Kurz-Animationsfilm “Laufende Geschäfte” Peter Piek den Soundtrack beisteuerte
motor.de: Wie wird im Allgemeinen deine Kunst wahrgenommen? Du hattest da ja mal eine ganz besondere Begegnung mit dem Leipziger Malerstar Neo Rauch…
Peter: Ja, beim Rundgang der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst hatte ich ein Bild ausgestellt, ein ziemlich gutes, aber irgendwie auch hässliches. Ich finde durchaus, dass hässliche Bilder gut sein können. Neo hat sich als Fan meiner Musik geoutet, meint aber, dass er mit meinen Bildern gar nichts anfangen kann. Er hat gesagt, dass er – wenn er dazu fähig wäre – genau solche Musik machen würde wie ich, was ein tolles Kompliment war. Bei diesem Rundgang meinte er aber auch, mein Bild sei das schlechteste gewesen. Es sei überhaupt keine Malerei, sagte er. Aus seiner Sicht ist das völlig richtig – er macht halt etwas ganz anderes. Das bedeutet doch nur, dass ich es seiner Meinung nach geschafft habe, etwas völlig eigenes und unabhängiges zu kreieren, mit dem ich dazu noch wiedererkennbar bin. Und da wiederum sind wir einer Meinung. Ob das nun schön oder hässlich oder ryhthmisch ist, spielt dabei keine Rolle. Das ihm das nicht gefallen kann, ist klar.
motor.de: Was wäre Dir lieber? Ein Lob für deine Bilder von jemandem wie Neo Rauch oder Zuspruch von einem großen Musiker, wie Deinem Idol Neil Young?
Peter: Kritik ist mir sehr wichtig und ich bin froh, dass es Menschen gibt, die mich gut kennen und mich sinnvoll kritisieren können, sodass es mir etwas bringt. Ein Lob von Neil Young wäre natürlich geil. Klar. Generell ist es toll, gelobt zu werden. Es ist toll, da es bedeutet, dass sich die Leute mit deinen Sachen auseinandersetzen.
motor.de: Nun das Ganze einmal umgedreht: Mal angenommen, Du müsstest ein Bild von Rauch vertonen. Wie würde das klingen?
Peter: Puh. Es würde klingen wie es aussieht. Ich denke, da würde nicht viel Musik bei herauskommen. Ich kenne seine Sachen nicht so gut. Aber von dem, was ich weiß, würde es sich alles sehr barockmäßig anhören. Es sieht auf jeden Fall nicht nach Rockmusik aus, sondern eher opernhaft. Ja. Oper passt vielleicht am ehesten. Wo sich Dinge zuspitzen und sich am Schluss alle umbringen. Nur dass sie sich eben nicht umbringen. Die Stelle in der Oper, wo es losgeht, spannend zu werden. Da wo der Dirigent den Taktstock zum Höhepunkt ansetzen will. Nur er tut es eben nicht. Er bleibt eben die ganze Zeit kurz davor es zu tun. Das ist cool. Mir gefällt das. Mit Musik hat das aber nicht viel zu tun. Nicht wie ein Song, wo es über Liebe oder Farben geht.
motor.de: Wie würde denn ein nahezu anarchistischer, von allen Normen losgelöster Künstler wie Jonathan Meese klingen?
Peter: Ich stelle mir da ein kräftiges Schlagzeug vor, verdammt laut, eigentlich hauptsächlich laut mit dilettantisch gespielten Instrumenten. Das würde aber spannend sein. Es wäre vielleicht keine gute Musik im Sinne von „gut gespielt”, aber doch innovativ.
motor.de: Also doch eher der totale Kontrast zu Deiner Musik… Peter: Schon. Ja. Ich nehme meine Lebensfreude ernst und versuche mich zum Positiven hin zu entwickeln. Momentan versuche ich etwas weniger zu machen. Das aktuelle Album ist ja vollgestopft mit Arrangements, vielen Ideen, ganz vielen Sachen halt. So versuche ich nun, mich davon zu verabschieden. Aber es klappt irgendwie nicht. Im Gegenteil.
“But I Still Haven’t Found What I’m Looking For”: Der U2-Klassiker auf Leinwand gebannt
motor.de: Wie gehst Du eigentlich vor, wenn Du ein Lied malst?
Peter: Man müsste eigentlich erst ein neues Wort erfinden für das, was ich mache. Es gibt keine Spielregeln dafür, man hat eine Idee für den ersten Schritt, eine Grundkonzeption vor Augen. Man fängt an mit dem ersten Riff oder so. Dann arbeitet man das aus. Sobald man angefangen hat, zu malen, ist man nicht mehr frei. Man muss nämlich auf das antworten, was man hört. Das Bild oder der Song malt sich dann quasi selber. Selber aber aus mir heraus.
motor.de: Lass uns das mit dem Liedermalen doch einmal ausprobieren! Wir spielen Dir einen Song vor, und Du versuchst, ihn zu malen. Nehmen wir einfach mal “Everything In Its Right Place” von Radiohead.
Peter: Okay. Radiohead – Everything In Its Right Place
(die Musik läuft, Peter hört aufmerksam zu)
motor.de: Klingt doch voll grau, oder?
Peter: Na ja, Grau höre ich noch nicht so heraus, eher so ein warmes Braun oder ein Gelb. Es ist zumindest extrem dicht…
(wir spielen den Song weitere Male ab, Peter malt mit Buntstiften auf ein A3-Blatt)
Nach ungefähr einer Viertelstunde ist das kleine Kunstwerk fertig – Voila:
Das Malbuch erzählt die kurios verzwickte Geschichte von zwei Malern, die die Welt retten. „Art-Fiction“ mit Wendungen und einem roten Faden, der ab und an nach dem Weg fragen muss, aber dies gerne auch darf.
Peter Piek ist ein Allroundkünstler. Er ist Autor.
Zusammen mit seinem Malfront-Künstlerkollegen Michael Goller schrieb er sein erstes Buch, Das Malbuch. Es ist eine verrückt-verdrehte Handschrift, die Peter Piek seinem Buch hier verpasst. Vor allem liest es sich unheimlich schnell. Dies mag an der super sympathischen Alltagssprache liegen, die nicht wie so viele pseudo-literarischen Werke mit unzähligen Fremdwörtern gespickt ist. Dafür enthält sie einige witzige Kunstwörter, deren Fan man mit der Zeit wird. Allein die Bezeichnungen der verschiedenen Charaktere wie SeaOfColorMick (SCM) oder SevenMillionPowerPete (SMPP) sind schon einen Nobelpreis wert.
Das Malbuch ist weder ein tausendseitiger Wälzer noch ein Werk literarischer und prosaischer Höchstleistung, aber es ist trotzdem einfach verdammt gut. Das selbsterdachte Literatur-Genre „Art-Fiction“ beschreibt sowohl Inhalt als auch Schreibstil umwerfend perfekt. Es ist Kunst, erfasst und umgesetzt in Wort und Bild auf 142 Seiten einer Größe von ca. 3/4 A5. Nicht sonderlich lang also, aber umso besser und nicht unnötig um das Wichtige herumschweifend.
Das Malbuch als Dokumentation künstlerischen Schaffens
Alles, was künstlerisch in diesem Buch beschrieben wird, hat sich auch tatsächlich so ereignet. Eine Malaktion in völliger Dunkelheit. Exzessives, stundenlanges, pausenloses Malen mit anschließender Ausstellung. Fußbilder. Zeichnen bis der Arzt kommt (die Aktion, die überhaupt die Grundlage und die Idee für das Buch geboten hat). Einfach gesagt: die völlige Hingabe zweier Künstler für ihre Malerei. Etwas, das auch im Buch erwähnt wird, ist eine Szene an der Hochschule für Künste, in der BrushStrokePete (BSP) in der Prüfung zum Vordiplom von den Professoren nahezu ausgelacht wird und im Endeffekt in einer Zwangsjacke von Männern in weißen Kitteln abgeführt wird. Peter erklärt: „Literatur ist überspitzt, klar, aber im Grunde war es so.“ Traurig, aber wahr. Peter hat sein Diplom an der Hochschule nicht gemacht und das findet er auch gut so.
Das, was so drinnen steckt
Inhaltlich ist die Geschichte simpel, allerdings umso schwerer zu beschreiben. Ein Autor besucht für seine Recherche über zwei Maler (BrushStrokePete, SeaOfColorMick), die sich für 4-Jährige halten, eine geschlossene Anstalt. Nach und nach erfährt der Leser über die Hintergründe dieses Zustandes und wird durch verwinkelte und verzwickte Sachverhalte auch über die Wichtigkeit der Kunst und Malerei aufgeklärt. Das Mitwirken von Superhelden sowie außerirdischen Kräften ist in dieser Aneinanderreihung von Ereignissen und in der Entschlüsselung von Aufzeichnungen keine Seltenheit. Natürlich erzählen Peter Piek und Michael Goller immer mit einer gewissen literarischen Raffinesse und Fiktion vom Feinsten.
Und weiter geht’s…
Eine Fortsetzung des Buches ist bereits fertig. Die Puppenspieler wird im Frühjahr 2011 im Leipziger Literaturverlag erscheinen. Und auch das dritte Werk der sogenannten Heilandtrilogie mit dem Titel Die Neue Welt wird gerade von Michael Goller und Peter Piek in Angriff genommen. Auf diese beiden Fortsetzungen feinster „Art-Fiction“ kann man nur gespannt sein. Die Puppenspieler, so Peter, soll noch abgedrehter werden und sich zum Ende hin noch verrückter zuspitzen. Man darf höchst gespannt sein.
Auch bewegte Bilder?
Peter ist aber nicht nur an Musik, Malerei und am Schreiben interessiert. Er würde sich später gerne auch mal der Architektur oder dem Filmemachen widmen. Das Malbuch würde er zum Beispiel sehr gerne verfilmen und dazu gibt es auch schon einige Ideen. Peters Devise: „Wenn es niemand anderer macht, mach ich es einfach selbst.“ Und auch beim neuen Künstlerkollektiv PPZK (Peter Pieks Zentrum für Kultur), das von Peter gegründet wurde, soll es um das Zusammenbringen von noch mehr Medien gehen. Es soll alles Mögliche sinnvoll verknüpft werden. Peter tut dies zum Beispiel durch Malerei und Musik, und auch durch seine Literatur.
Zaster, Zaster
Kaufen kann man Das Malbuch beim Verlag oder zum Beispiel auf Amazon.de um 12,95 Euro. Aber am besten ist es, man besucht Peter bei einem seiner zahlreichen Konzerte und verschafft sich direkt ein Exemplar.
Autorin: Hariklia Woutsas
erschienen in Freies Magazin 7/2010
Peter Piek zeigt in der Galerie Heck-Art Öl-Bilder, die mit seinen Songs entstanden sind – Die gibt es bei der Ausstellung über Kopfhörer dazu
Vor Jahren noch wollte er Malerei und Musik trennen – aber dann hat er beides doch zusammengebracht. In der Ausstellung “I paint it on a wall”, die heute Abend in der Galerie Heck-Art eröffnet wird, zeigt Peter Piek seine Öl-Bilder, in denen Wörter seiner Songtexte gemalt sind. Und während sich der Besucher die Bilder anschaut, kann er über Kopfhörer die Lieder hören. Im Zusammenschluss von Malerei und Musik sieht der gebürtige Karl-Marx-Städter aber kein Experiment ohne Inhalt, sondern die Suche nach einer Aussage. Und die findet er in seinem Leben mitunter auf ungewöhnlichen Pfaden.
Peter Piechaczyk, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, hatte einen Studienplatz an der renommierten Kunsthochschule in Leipzig ergattert, um Malerei zu studieren. Aber der heute 29-Jährige schmiss hin. “Es klingt zwar hart, aber ich habe das dort als Zeitverschwendung empfunden”, sagt er. Ein zu geringer Austausch mit den Lehrern, die den Studenten nicht auf Augenhöhe begegneten – “aber Kunst muss auf Augenhöhe diskutiert werden” -, zu geringer Freiraum, all das kritisiert er, und nicht zuletzt auch “den Hype um die Leipziger Schule”, eine übertriebene Ehrfurcht also vor Einrichtung, Lehrern, Absolventen.
Stattdessen tat er sich mit Michael Goller, Jahrgang 1974, in der Künstlerinitiative “Malfront” zusammen, um zu zweit an der Arbeit des jeweils anderen zu lernen. Parallel dazu textete und komponierte Piek seine Musik, die oft als Indie Pop beschrieben werde, die er selbst aber nicht festlegen will. Dabei spielt er Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug, geht auf Tourneen durch Musikklubs auch in den USA, wie er erzählt, teils allein, teils mit Band. In den Texten gehe es um Liebe, Gemütszustände, Stimmungen. Das Album, auf dessen Lieder er sich in der Ausstellung bezieht, erschien Anfang Juni, gleich lautend wie die Schau “I paint it on a wall”.
Musik und Malerei, sagt Piek und vergleicht, seien sich sehr ähnlich, außer bei der zeitlichen Komponente. “Bei einem Lied braucht man einige Minuten, um es in seiner Gesamtheit zu erfassen, bei einem Bild kann das sofort passieren. Malerei hat in diesem Sinn keine zeitliche Dimension, damit keinen Anfang und kein Ende, keine Richtung. Deshalb habe ich gedacht, dass auch meine Musik-Bilder in allen Richtungen funktionieren müssen”, sagt er, geht zu einem Bild, das an der Wand hängt, und dreht es um ein Viertel.
”Ich sehe in den Bildern damit auch eine Schwerelosigkeit, die keinen Bezug mehr zu oben oder unten, rechts oder links hat.” Einzelne Wörter kann man in den Bildern aus unterschiedlichen Blickwinkeln lesen, bunt und teils fingerdick auf die Leinwand gebracht, zwischen Flächen, Strichen und Figuren. Man kann den Kopf drehen und wenden und versuchen, sich einen Reim darauf zu machen. “Wörter interessieren mich”, sagt er. Und auf einer Leinwand riefen sie eben zusätzliche Assoziationen hervor.
Malerei und Musik können zusammengehen, ihre Grenzen hinter sich lassen, sagt Piek. “Das kann man auch auf andere Bereiche beziehen. Es können überall Grenzen gesprengt werden, auch politisch gesehen.” Das ist seine Aussage, die er gefunden hat. Denn eigentlich sei er ein politischer Mensch, auch wenn er der Politik in seinen Bildern nicht vordergründig Raum geben will. Aber schon mit der einstigen Künstlergruppe “Querschlag” hatte er bei einer Ausstellung vor Jahren in einem Chemnitzer Kreditinstitut mit Symbolen unter anderem zu Sex und Kapitalismus derart für Wirbel gesorgt, dass die Bilder abgehängt und später im Heck-Art gezeigt wurden.