Art Galerie zeigt surreale Foto-Inszenierungen von Dirk Hanus.
„Inner Spaces“ lautet der Titel jener Serie faszinierend magischer Farbfotografien, die von morgen an bis zum 14. August in Siegens Galerie nicht nur für zeitgenössische Fotografie und Grafik in der Fürst-Johann-Moritz-Straße 1 zu sehen ist. In Zusammenarbeit mit dem Initiator des internationales Renommee genießenden „photographers:network“, Thomas Kellner, der im Schauraum innerhalb der Ausstellung mit „Brasilienskizzen“ einen spannenden Einblick in Planung und Entwicklung seiner aktuellen Fotoserie über Brasilia gewährt, konnte Galeristin Helga Oberkalkofen den ersten Preisträger des neuen Portofolio-Preises der Zeitschrift „fotomagazin“ zu einer Ausstellung in Siegen gewinnen.
Der 1962 in Lutherstadt Wittenberg geborene Autodidakt Dirk Hanus ist nach einem abgeschlossenen Studium der Informationstechnik über die Werbegrafik zur Fotokunst gekommen, mit der er seit 2004 international Erfolg feiert. 22 zum Teil großformatige Arbeiten zeigen mysteriöse Innenansichten zunächst gewöhnlich erscheinender Räume, die bei genauerem Hinsehen verstören und nach und nach eine sich stets steigernde Anziehungskraft entwickeln. Oft indifferent scheint die Lichtführung, bloß punktuell ausgeleuchtet sind die verrätselten Szenerien der ästhetisch immer beeindruckenden Arbeiten. Hanus erweist sich in seinem perfekten Inszenieren als Meister der effizient choreografierten Lichtführung, sein Spiel mit bewusst gesetzten Unschärfen und bis in die Poren der Dargestellten hinein belichteten Schärfen reizt die Plastizität seiner narrativen Motive bis zum Magischen.
Kleine oder große, aber immer neue Geschichten werden gezeigt, die der Künstler aber eben nicht auserzählt, nicht mittels Betitelung einschränkt: Das „Girl In The Mirror“ aus der Serie legt nicht fest, ob es sich bei dem angezogenen Mädchen, das sich nackt spiegelt, um eine moderne Alice im Wunderland dreht, die durch den Spiegel ins Zauberland will, oder aber um eine im aktuellen Gender-Diskurs situierte weibliche Variante des mythologischen Narziss- Motives.
Assoziationen zu Filmszenen von Cocteau lassen sich ebenso bilden, inspirieren doch verschiedene Medien – zum Beispiel die Filmsprache eines David Lynch oder literarische Quellen – den Künstler zu seinen konzeptuellen Bildfindungen. Oder eben auch die spontan vorgefundene räumliche oder personelle Wirklichkeit, die in aufwändigen Langzeit- oder Mehrfachbelichtungen, oft einer Melange aus beidem, komponiert wird zu einem irrealen Neuen. Die nicht mehr wahrgenommene digitale Bearbeitung schafft die Suggestivkraft der inneren Räume, der Umstand, dass die Arbeiten heimliche Puzzles sind aus Imagination und Realität.